Seit dem Überfall der russischen Armee auf die Ukraine ist auch in der Wirtschaft kaum mehr ein Stein auf dem anderen. Die Preise, vor allem für Energie, steigen – Inflation –, die Fed und die EZB erhöhen die Leitzinsen. Es herrscht Krisenstimmung. Wo kann man jetzt noch investieren? Wir wagen eine Antwort.
Im Juni hat die Europäische Zentralbank (EZB) erstmals seit elf Jahren wieder die Zinsen erhöht – der erste Schritt war noch vorsichtig, es ging um 0,5 Prozentpunkte nach oben. Der zweite Schritt, im September, fiel schon drastischer aus: 0,75 Prozentpunkte. Ziel ist es, die Inflation zu bekämpfen.
Inflation so hoch wie seit 1975 nicht mehr
Im Juli lag die Inflation in Österreich bei 9,3 Prozent, so hoch wie seit 1975 nicht mehr. Ähnlich hoch war es im August. Sollten die Zinsanhebungen Wirkung zeigen – auch die US-Notenbank Fed ist fleißig am Anheben –, dann könnte die Teuerungsrate sinken. Ein Übriges tut wahrscheinlich die soeben von der Politik eingeführte Strompreisbremse. Die Zinsanhebung hat natürlich Auswirkungen.
Kommen wir zurück zum Geld und möglichen Investitionen. Experten zufolge ist jetzt zum Beispiel eine gute Zeit, um sich den Traum von der eigenen Wohnung oder dem eigenen Haus zu erfüllen. Denn steigende Leitzinsen werden in der Regel von den Banken schnell aufgenommen – nicht unbedingt bei den Sparzinsen, aber wohl bei den Konditionen für Immobilienkredite.
Investieren: Günstige Konditionen bei Immobilienzinsen
Hier sollte man schnell noch zugreifen und die aktuell noch recht günstigen Konditionen nutzen, raten Experten. Es besteht auch die Möglichkeit, die Finanzierung einer potenziellen Wunschimmobilie im Voraus zu beantragen. Hierzu wenden Sie sich aber am besten an ihren Bankberater.
Von einem Immobilieninvestment profitieren lässt sich auch noch, obwohl die Preise etwa in Wien sich in den vergangenen elf Jahren mehr als verdoppelt haben. Die Inflation schlagen, also eine höhere Rendite als acht oder neun Prozent zu erzielen, das dürfte sich mit aktuellen Investitionen in Immobilien in Österreich aber nicht bewerkstelligen lassen, meinen Experten.
Die Sparzinsen dürften in den kommenden Wochen weiter ansteigen. Schon jetzt gab es hier nach den Monaten der Negativzinsen eine Erholung. Wer sein Geld anlegen will, kann das also auch auf dem Sparbuch tun – allerdings steht dieser Idee die aktuell hohe Inflation entgegen.
Aktienmärkte und Bitcoin-Kurs im Sinkflug
Dennoch gelten Zeiten steigender Zinsen als Gift für riskante Anlageformen. Das zeigt der Blick auf die Aktienmärkte und vor allem die Kurse der wichtigsten Kryptowährungen wie Bitcoin. Beim Dow Jones ging es von über 36.000 auf gut 31.000 Punkte hinab. Der Deutsche Aktienindex DAX ist von über 15.000 Punkten zu Jahresbeginn auf unter 13.000 Punkte gesunken. Österreichs ATX (Austrian Traded Index) brach von gut 3.800 auf aktuell knapp 2.900 Punkte ein.
Noch drastischer fiel das Minus bei Bitcoin und Co. aus. Der Gesamtmarkt der Kryptowährungen verlor seit dem Höchststand Mitte November 2021 gut zwei Drittel seines Werts. Der Bitcoin-Kurs ist mittlerweile unter die Marke von 20.000 Dollar gerutscht. Zum Vergleich: Das Allzeithoch liegt bei knapp 69.000 Dollar.
Tipp: Yuan Pay Group Test
Die anhaltende Sorge vor weiteren Zinsschritten drückt bei Börsianern und Kryptofans doch mächtig auf die Kauflaune. Lange Rede, kurzer Sinn: Sollte man derzeit in Aktien oder Kryptowährungen investieren? Die Antwort: Grundsätzlich ja, aber.
Tech-Aktien zum Investieren wieder interessant?
Auf dem Aktienmarkt ist es derzeit auch schwierig, genug Rendite zu erwirtschaften, um der hohen Inflation zu begegnen. Frühere Wachstumsaktien wie Apple oder andere Tech-Konzerne mussten zuletzt kräftig Federn lassen. Die noch zu Jahresbeginn leicht unterbewerteten Aktien von Energiekonzernen oder Banken haben seit dem Ukrainekrieg stark zugelegt und können auch nicht mehr bedenkenlos empfohlen werden. Was aber dann?
Mittelfristig gesehen könnten durchaus die gebeutelten Tech-Aktien schon wieder interessant sein. Sollte es eine Beruhigung der Wirtschaftslage und der Preissteigerungen geben, könnten diese wieder steigen. Auch beim Bitcoin sehen manche schon den Boden erreicht. Allerdings gilt in beiden Fällen. Nur investieren, was man kurz- bis mittelfristig auch zu verlieren bereit ist. Denn natürlich könnte es auch noch weiter bergab gehen.
Gold und Edelsteine als sicherer Hafen?
Ein Schuss in den Ofen sind vor dem Hintergrund hoher Inflation und unruhiger Wirtschaftslage auch die Anleihen, die sonst immer Schutz vor Inflation bieten konnten. Aktuell sind die Renditen weit unterhalb der Teuerungsrate. Und auch Gold ist kein sicherer Hafen – zumindest mittelfristig. Ein mögliches Ziel für Investitionen könnten dagegen Edelsteine darstellen. Viel verlieren wird man damit sicher nicht.
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