Sie wollen ein Unternehmen gründen – oder haben bereits gegründet, und fragen sich, ob die Beauftragung eines Steuerberaters sinnvoll ist? Dazu müssen Sie zunächst wissen, was der Steuerberater grundsätzlich für Sie tun kann. Danach überlegen Sie sich, welche der aufgezählten Aufgabengebiete Sie aus Eigenem bewerkstelligen können. Eines der wichtigsten Punkte dabei ist die Buchhaltung. Welche Vor- und Nachteile es hat, die Buchhaltung vom Steuerberater machen zu lassen, erfahren Sie hier ebenso, wie eine subjektive Einschätzung des SalesBlog-Teams, in welchen Fällen Sie Ihre Buchhaltung auch ohne fremde Hilfe gut hinbekommen.
Welche Aufgaben übernimmt der Steuerberater?
„Ich war beim Steuerberater, und der konnte mir noch einige hundert Euro herausholen.“ So oder so ähnlich klingen Erfahrungsberichte von Privatpersonen, die sich von den Kosten für die Dienstleistungen eines Steuerberaters nicht abschrecken ließen. Man kann also davon ausgehen, dass er – wenn er bereits bei Privatpersonen eine schöne Summe aus der Steuererklärung herausholen kann – Unternehmern eine wertvolle Hilfe bietet, um einen ganzen Batzen Bares zu sparen.
Der Steuerberater ist jedoch nicht nur ein Experte in allen Finanzfragen. Er zeichnet sich unter anderem auch als Spezialist im Unternehmensrecht. Folgende Dienstleistungen kann ein guter Steuerberater für Sie übernehmen:
- Ausarbeitung von Berufungen
- Begleitung bei Betriebsprüfungen
- Beratung bei der Existenzgründung
- Beratung bei der Wahl einer Buchhaltungssoftware
- Beratung zu steuerrechtlichen Fragen
- Bewertung von Wirtschaftsgegenständen
- Bilanzierung
- Buchführung
- Einbringung von Beschwerden beim Verfassungsgerichtshof
- elektronische Eingaben an das Bundesverwaltungsgericht
- Einkommenssteuererklärung
- Einnahmenüberschussrechnung
- Erfassung der Einnahmen und Ausgaben
- Erstellung von Anlageverzeichnissen
- Erstellung einer betriebswirtschaftlichen Aufstellung
- Erstellung von finanzwirtschaftlichen Dokumenten
- Finanzbuchhaltung
- Begutachtung von steuerlichen Angelegenheiten
- Informationen betreffend Arbeitsrecht
- Informationen zu betriebswirtschaftlichen Fragen
- Investitionsplanung
- Jahresabschluss
- Lohn- und Gehaltsabrechnung
- Prüfen von Steuerbescheiden
- Umsatzsteuervoranmeldung
- Vermögensplanung
- Vertretung beim Finanzamt
- Vertretung vor Gericht in Finanzprozessen (z.B. Bußgeldprozesse)
Welche Ausbildung muss ein Steuerberater vorweisen können?
Der Beruf des Steuerberaters ist an eine Ausbildung mit komplexer Themenstellung gekoppelt. Jemand, der sich für dieses Arbeitsgebiet entscheidet, sollte zunächst einmal eine natürliche Affinität zu Zahlen besitzen. Andernfalls wird er im Studium ziemlich schnell aufgeben. Denn – Sie haben es bestimmt bereits vermutet – es geht in diesem Sachgebiet tagein-tagaus nur um Zahlen.
Der Anwärter durchläuft zunächst ein Hochschul– oder Fachhochschulstudium, beispielsweise:
- Betriebswirtschaft
- Finanz-, Rechnungs- und Steuerwesen
- Marketing Management
- Professional Management in Tax Accountancy
- Treasury Management
- Real Estate Management
- Recht und Wirtschaft
- Steuerrecht und Rechnungswesen
- Wirtschaft und Recht
- Wirtschafts- und Finanzkommunikation
- Wirtschaftsberatung
- Wirtschaftswissenschaften
Die Studienrichtungen sind mit denen des Juristen für Wirtschaftsrecht vergleichbar. Bis 2017 war die Ausbildung des Steuerberaters mit der des Wirtschaftsprüfers gekoppelt. Seit 2017 wurden beide Berufe voneinander getrennt.
Nach abgeschlossenem Studium hat der Anwärter drei Jahre Berufserfahrung zu sammeln. Viele arbeiten in dieser Zeit beispielsweise als Revisionsassistent. Der Wirtschaftsprüfer benötigt zusätzlich noch weitere ein bis zwei Jahre Berufserfahrung.
Nach gesammelter Berufserfahrung kann die StB- und WP-Befugnis erworben werden.
Welche Themenbereiche umfasst die Steuerberaterprüfung?
Die Steuerberater- und Wirtschaftsprüfer-Ausbildung in Österreich wurde 2017 neu geregelt. Seitdem besteht die Fachprüfung aus drei dreistündige Klausuren über die Themenbereiche:
- Rechnungslegung
- Betriebswirtschaftslehre
- Rechtslehre
Der Steuerberater muss überdies noch eine weitere Klausur über den Themenschwerpunkt „Abgabenrecht“ ablegen. Der Wirtschaftsprüfer legt eine weitere Klausur über die „Abschlussprüfung“ ab. Beide Klausuren sind in schriftlicher und mündlicher Form zu bestehen. Die schriftlichen Klausuren werden über einen Zeitraum von sechs Stunden abgehalten. Danach kann sich der Anwärter der mündlichen Prüfung stellen. Erst nach dem Erwerb der Befugnis darf der Finanzexperte als Steuerberater tätig werden. Viele arbeiten danach auf freiberuflicher Basis.
Qualitätscheck: Welche Qualitätsmerkmale bringt ein guter Steuerberater mit?
Wie bei jeder Tätigkeit gibt es unter Steuerberatern Unterschiede in der Beratungsqualität. Nehmen Sie die Punkte aus unserem Qualitätscheck einfach zum Erstgespräch mit, und haken Sie die für Sie wichtigen Punkte ab, die der Steuerberater bejahen kann. Je mehr Fragen Sie abhaken, desto besser passt der Steuerberater zu Ihnen und Ihrem Betrieb:
- Übernimmt er die gesamte Buchhaltung?
- Übernimmt er auch nur einen gewünschten Teil der Buchhaltung?
- Informationsfluss: Ruft er an oder schreibt er Ihnen eine E-Mail, wenn er neue Steuertipps für Sie hat?
- Verweist er Sie auch auf andere gute Buchhaltungsbüros, die kostengünstiger arbeiten?
- Kann er über staatliche Förderungen informieren?
- Unterstützt er Sie bei Fragen bezüglich Sozialversicherung (SVA)?
- Ist er in den Fachgebieten beheimatet, die Ihnen zugutekommen?
- Wird der Steuerberater bei wichtigen Informationen und Änderungen eigenständig aktiv?
- Wie viel Erfahrung bringt er mit?
- Welche Schulungen und Weiterbildungen hat er besucht?
- Welche anderen Expertisen bringt er mit?
- In welchem Zeitrahmen können Sie mit seinem Rückruf rechnen?
- Bietet er eine transparente Kostenaufstellung?
- Bietet er auch grafische Darstellungen zur Übersicht über die finanzielle Entwicklung?
- Macht er Branchenvergleiche?
- Bietet er eine offene-Posten-Buchhaltung an, die Ihnen dabei hilft, immer zu wissen, welche Forderungen im Moment offen sind?
Beantworten Sie die folgenden Fragen für sich selbst:
- Nimmt er sich Zeit für Ihre Fragen?
- Beantwortet er Ihre Fragen verständlich?
- Beantwortet er Ihre Fragen bis ins Detail?
- Stellt er die richtigen Fragen bezüglich Ihres Unternehmens?
- Haben Sie das Gefühl, dass er Ihnen gut zuhört?
- Hält er Termine ein?
- Ist er verlässlich?
- Haben Sie ein gutes Gefühl dabei, dass sie ihm Ihre Daten anvertrauen?
- Ist er in kompetenter Gesprächsführung bewandert?
- Bringt er genug fachliche Kompetenz mit?
- Stimmt das Preis-Leistungs-Verhältnis?
- Gibt es einen gepflegten Internet-Auftritt?
- Hält er Termine ein?
- Spricht er von sich aus über sein Beraterhonorar oder müssen Sie ihn ansprechen?
- Informiert er über seine Gebühren?
- Veröffentlicht er Beiträge in der Fachpresse?
- Hinterlässt die Kanzlei einen ordentlichen Eindruck?
- Trauen Sie dem Berater zu, einen Draht zum Prüfer zu haben, und die fachliche Kompetenz zu besitzen, um Probleme zu lösen?
- Hält Ihr Berater Seminare und Vorträge ab?
Wie finde ich meinen Steuerberater?
Die meisten Unternehmer verlassen sich bei der Wahl des richtigen Steuerberaters auf Empfehlungen aus dem Freundes- oder Bekanntenkreis. Andernfalls können Steuerberater auf Plattformen im Internet gefunden werden. Sie können sich auch Erfahrungsberichte im Internet durchlesen.
Liste der Steuerberater und Wirtschaftstreuhänder der Kammer der Wirtschaftstreuhänder Österreich: http://www.kwt.or.at/desktopdefault.aspx/tabid-90/
Was kostet der Steuerberater?
Für die Kosten entscheidend sind die Leistungen. Steuerberater arbeiten dabei nach einer Vergütungsordnung, die online nachzulesen ist. Hier wird unterschieden zwischen:
- Beratungshonorar
- Buchführungshonorar
- Jahresabschlusshonorar
- Rechtsbehelfshonorar
http://www.gesetze-im-internet.de/stbgebv/anlage_1.html
Grundsätzlich können Sie von einem Honorar ausgehen, das sich zwischen 30 und 70 Euro pro halbe Stunde bewegt. Es ist möglich, mit Ihrem Steuerberater einen Pauschalbetrag auszuverhandeln. Genaueres entnehmen Sie bitte den verlinkten Tabellen.
Österreichs Steuerrecht gehört mit zu den kompliziertesten weltweit. Es gibt unüberschaubar viele gesetzliche Regelungen einzuhalten. Ein Steuerberater kann Ihnen da Rechtssicherheit geben. Vor allem dann, wenn es um ein höheres Einkommen geht, zahlt sich seine Hilfe aus. Für diejenigen, die sich keine hohen Honorarkosten leisten können, ist eine kleine Kanzlei bestimmt bereit, nur bestimmte Tätigkeitsbereiche zu übernehmen, um die Kosten so niedrig wie möglich zu halten.