Seit Sommer 2014 ist ein Klinisch-Praktisches Jahr (KPJ) für Studierende der Humanmedizin Pflicht. In diesem intensiven und spannenden Jahr werden sie als lernendes Mitglied einem Team aus erfahrenen Ärzten unterstellt und von MentorInnen begleitet. Auf diese Weise erwerben die Studierenden Fähigkeiten zur Umsetzung des theoretischen Wissens in die Praxis.
Endspurt: KPJ im letzten Studienjahr
Vor dem KPJ steht die erfolgreiche Absolvierung der Kumulativen Modulprüfung 6 (KMP6), die Absolvierung aller Lehrveranstaltungsprüfungen, der Abschluss der Praktika der 3. Diplomprüfung sowie der Nachweis von 12 Wochen Pflichtfamulatur. Kurz: Das KPJ kann nur nach positivem Abschluss des 2. Studienabschnitts angetreten werden. Das Pflichtpraktikum wird im letzten Studienjahr (6. Studienjahr/11. Semester) absolviert und nimmt durchgängig 48 Wochen zu je 35 Wochenstunden, unterteilt in drei Tertiale zu je 16 Wochen, in Anspruch.
Fit für den Assistenzarzt
Ziel des KPJ ist der Erwerb und der Vertiefung von Skills laut dem österreichischen Kompetenzlevelkatalog für Ärztliche Fertigkeiten, in welchem die dem jeweiligen Kompetenzlevel (Famulaturreife, KPJ-Reife und Approbationsreife) zugeordneten Fertigkeiten aufgelistet werden. Danach sollen Studierende in der Lage sein, als Assistenzärzte ins Berufsleben einzusteigen. Der Focus des Praxisjahres wird auf reale Aufgabenstellungen im klinischen Alltag gelegt, welche von den Studierenden unter Aufsicht ausgeführt, und von FachkoordinatInnen oder MentorInnen bewertet werden. Rund eine Stunde täglich entfällt dabei auf Selbststudienzeiten. Die drei Fächer „Innere Medizin“, „Chirurgische und perioperative Fächer“ und „Wahlfächer“ müssen während der Tertiale durchlaufen werden.
Es besteht die Möglichkeit, alle drei Fächer an drei unterschiedlichen Krankenanstalten – auch im Ausland – zu absolvieren. Die Famulatur für Innere Medizin muss jedoch an Famulaturspitälern in EU-Mitgliedsstaaten abgeschlossen werden. Bei mehr als 25 Fehltagen (davon maximal 10 Fehltage pro Tertial) müssen die darüber hinausgehenden Fehltage nachgeholt werden. Der Erfolg des KPJ wird durch eine abschließende Kompetenzprüfung vorgenommen.
INFO: Laut § 49 Abs. 4 und 5 Ärztegesetz 1998 sind Studierende der Humanmedizin „zur unselbstständigen Ausübung“ folgender Tätigkeiten „unter Anleitung“ berechtigt:
- Anamnese
- Blutabnahme (Vene)
- Injektionen (intramuskulär und subkutan)
- Krankenuntersuchung (einfache physikalische, inkl. Blutdruckmessung)
- weitere ärztliche Tätigkeiten, sofern die Studenten bereits nachweislich zur gewissenhaften Durchführung befähigt sind
Krankenhaus Spittal/Drau
Inmitten einer der schönsten Gegenden in Österreich liegt das Krankenhaus Spittal/Drau, das besonders junge Ärzte und Ärtzinnen für das KPJ ansprechen möchte, die eine solide Ausbildung genauso schätzen wie ein respektvolles Miteinander. Hier wird sehr viel Wert darauf gelegt, den Studierenden Einblick in verschiedenste Bereiche eines Krankenhauses zu gewähren.
Mehr Informationen zum Klinisch Praktischen Jahr in Spittal/Drau.
MedUni Wien
An der MedUni Wien Studierende können ihr Praktikum an einer oder mehreren Abteilungen der Universitätskliniken der Medizinischen Universität Wien oder anderen akkreditierten Lehrkrankenhäusern erfüllen. Dort werden sie unter Aufsicht ihrer MentorInnen „eigene“ Patienten – von der Aufnahme bis zur Entlassung – betreuen und strukturierte Aufgabenstellungen umsetzen. Sämtliche Tätigkeiten werden in einem Logbuch protokolliert, alle ausgestellten Dokumente werden in diesem anonymisiert abgelegt. Ebenso im Logbuch aufbewahrt werden die Mini-CEX und DOPS begleitenden Beurteilungen, welche von FachkoordinatorInnen oder MentorInnen abgegeben werden.
MUI Innsbruck
Den Studierenden der MedUni Innsbruck steht für ihr Praktikumsjahr die Universitätsklinik Innsbruck zur Verfügung, natürlich kann man sich auch in Tirol für andere akkreditierte Lehrkrankenhäuser der MUI entscheiden. Auch hier wird mit dem Logbuch und den Mini-CEX und DOPS Begleitenden Beurteilungen gearbeitet.
INFO: Während den Studenten in Wiens Krankenhäusern 650 Euro für ihre Arbeitsleistung vergütet werden, war in den Tirol Kliniken bis vor Kurzem keine Aufwandsentschädigung vorgesehen. Nun können auch im „Land der Freiwilligen“ Studierende noch im ersten Halbjahr 2018 mit einem Entgelt zwischen 400 und 600 Euro rechnen.
MedUni Graz
Angehende Humanmediziner, die an der MedUni Graz studieren, können ihr Klinisch Praktisches Jahr am LKH Universitätsklinikum Graz oder an anderen Lehrkrankenhäusern absolvieren. Nach positivem Abschluss des 2. Studienabschnittes können sie sich über MEDOnline für ihr KPJ anmelden. Sollte ein Praktikumsaufenthalt im Ausland selbst organisiert werden, muss ein Learning Agreement zwischen dem jeweiligen Krankenhaus und der MedUni Graz geschlossen werden. Für ein KPJ im Inland entfällt diese Erfordernis. Ein Logbuch inklusive Mini-CEX und DOPS wird, wie auch an der MedUni Wien und der MedUni Innsbruck, ebenfalls geführt.
TIPP: Studenden der MedUni Wien, Graz und Innsbruck, welche Wert auf eine Ausbildung auf Augenhöhe, eine kostengünstige Unterkunftsmöglichkeit, eine angemessene Aufwandsentschädigung und ein Arbeitsumfeld mit modernster Technikausstattung legen, sollten sich das Krankenhaus Spittal/Drau genauer ansehen.
Paracelsus Medizinische Privatuniversität
Die Paracelsus Medizinische Privatuniversität ist die einzige Hochschule, die den Stoff aus 6 Jahren in 5 Studienjahre packt, wobei auch hier das letzte Studienjahr mit dem KPJ abgeschlossen wird. Uniklinika und Lehrkrankenhäuser der PMU finden sich in Salzburg und Nürnberg. Mindestens 12 Wochen müssen in diesen Einrichtungen absolviert werden. Die verbleibenden 36 Wochen können an einer ausländischen Universitätsklinik oder in einem ausländischen Lehrkrankenhaus, beispielsweise an der Mayo Medical School in Minnesota, USA oder die Kathmandu University School of Medical Sciences (KUSMS) in Nepal abgeschlossen werden.
Weiterführende Informationen:
- https://www.khspittal.com/karriereportal/klinisch-praktisches-jahr/
- https://www.studium.at/333170-klinisch-praktisches-jahr-kpj-medizin-studenten-fordern-aufwandsentschaedigung