Der Weg zur Selbstständigkeit führt an zahlreichen Fragen vorbei. Viele davon können als Hürden oder gar Mauern wahrgenommen werden, sofern die Antworten noch im Dunkeln liegen. Einige der Unsicherheiten betreffen finanzielle Themen und andere kommen aus dem rechtlichen Bereich oder haben mit den Soft Skills zu tun. Doch wie im späteren Arbeitsleben lässt sich auch das größte Vorhaben bewerkstelligen, wenn es nur Schritt für Schritt angegangen wird. Wir zeichnen in diesem Beitrag einen Fahrplan der auf sicheren Pfaden in die Unternehmensgründung führt und der alle wichtigen Themenbereiche abdeckt.
Wie wird festgestellt ob sich jemand als Unternehmer eignet?
Die Eignung bezüglich Selbstständigkeit muss so genau festgestellt werden, wie bei einem Bewerbungsgespräch die Befähigung eines Arbeitnehmers ermittelt wird. Dazu sollte jedoch nicht nur Selbstreflexion betrieben werden. Die Meinungen von Freunden und vor der Familie besitzen angesichts dieser Fragen hohe Bedeutung:
- Ist genügend Eigenverantwortung vorhanden?
- Welches Maß an intrinsischer Motivation führt zur Gründung?
- Wird genügend Risikobereitschaft mitgebracht?
- Wie steht es um die verschiedenen Fähigkeiten (kaufmännisch, fachlich, sozial)?
- Passt die eigene Persönlichkeit zum Unternehmertum?
- Welche Ziele sollen mit der Selbstständigkeit verfolgt werden?
Qualifikationen im Kerngeschäft
Die Qualifikationen in den einzelnen Bereichen können nützlich oder notwendig sein. Alle Fertigkeiten zum Kerngeschäft gehören selbstverständlich zur Pflichtausstattung für Neugründer. Ein Koch muss kochen können und ein Sachverständiger das entsprechende Fachwissen mitbringen.
Bei den rechtlichen Fragen kommen wir auf die verpflichtenden Fähigkeiten ohnehin noch zu sprechen (Stichwort Befähigungsnachweis). Eine gutes Beispiel für nützliche Fähigkeiten wäre eine Grafikerin. Für die eigentliche Ausübung ihres Berufes benötigt sie keine kaufmännische Ausbildung. Die Buchhaltung kann von passenden Dienstleistern erledigt werden und für die Steuererklärung und sogar für die Kostenplanung stehen Steuer- und Unternehmensberater zur Verfügung.
Wirtschaftliche Qualifikationen
Trotzdem schadet es nicht, selbst kaufmännisches Verständnis mitzubringen. Selbst wenn die angesprochenen Leistungen outgesourct werden, sollten die Experten nicht nur Spanisch sprechen, sobald Sachverhalte zur Erläuterung kommen. In der modernen Geschäftsfeld tauchen immer wieder unerwartete Situationen auf und diese sollten spontan auch aus kaufmännischer Sicht einer Bewertung unterzogen werden. Außerdem können Selbstständige mit rudimentären Kenntnissen in vielen Bereichen viel besser einschätzen, welchen Wert externe Dienstleistungen besitzen. All das macht zusätzliche Fähigkeiten, neben dem Kerngeschäft, äußerst nützlich, obwohl sie kein absolutes Muss darstellen.
Persönliche Eigenschaften
Ein gewisses Maß an Eigenverantwortung und Risikobereitschaft gehört ebenfalls zu den Pflichtausstattungen eines Unternehmers. Diese Eigenschaften sollten Teil der eigenen Persönlichkeit sein, damit später die Produktivität nicht durch Unsicherheit oder Angst gehemmt wird. Bei den Zielen sieht es nicht so eindeutig aus. Mehrere unterschiedliche Zielsetzungen können zur Unternehmensgründung führen, aber die eigenen Vorstellungen sollten klar definiert sein:
- Selbstverwirklichung und Unabhängigkeit anstreben
- Langfristigen finanziellen Erfolg erreichen
- Eine Idee umsetzen und später verkaufen (typisches Start-up Ziel)
- Das Hobby zum Beruf machen
Fast jede Motivation fällt teilweise in eine oder mehrere Kategorien. Nur deckt sich oft das Ziel der Selbstverwirklichung nicht zwangsläufig mit finanziellem Erfolg. Oder wer sein Hobby zum Beruf machen möchte, sollte vielleicht nicht unbedingt über ein Start-up nachdenken und vielleicht schon finanziell unabhängig sein.
Als wichtige Faustregel gilt hier, dass sich nur in den seltensten Fällen alle Ziele gleichermaßen erreichen lassen. So schafft zwar ein Start-up sehr viel Unabhängigkeit in der Anfangsphase, aber sobald Investoren aufspringen, verschwindet die Freiheit in gewissem Maße und verwandelt sich in finanziellen Erfolg. Realistische Ziele vor Augen zu haben, besitzt für Unternehmer immer eine immense Bedeutung. Die richtige Vorbereitung mittels Businessplan ist aber ebenso wichtig.
Was gehört in einen Businessplan?
Selbst wenn keine Investoren oder Fremdfinanzierungen für die Umsetzung notwendig sind, macht die Erstellung eines entsprechenden Plans Sinn.
Folgende Bestandteile gehören zu einer ordentlichen Vorbereitung auf den operativen Alltag:
- Welchen Nutzen bieten meine Produkte oder Dienstleistungen?
- Wer gehört zu meiner primären Zielgruppe?
- Wer sind meine Konkurrenten und wie unterscheidet sich mein Angebot?
- Welche Kommunikationsstrategie wird verfolgt?
- Wo sollen meine Produkte oder Dienstleistungen angeboten werden?
- Welche Rechtsform ergibt für das eigene Unternehmen Sinn?
- Welche Steuern und Abgaben müssen gezahlt werden?
- Wie wird das gesamte Vorhaben finanziert?
- Welche Förderungen können in Anspruch genommen werden?
Zu einer Unternehmensgründung gehören die Antworten auf all diese Fragen. Marketingexperten können bei der Beantwortung einer Vielzahl sehr behilflich sein. Im weitesten Sinn definiert diese betriebswirtschaftliche Fachrichtung den Nutzen für einzelne Zielgruppen und die wichtigsten Kommunikations- wie auch Vertriebswege.
Die Finanzierung gehört oft zu den wichtigsten Gründungsfragen, da viele Jungunternehmer meinen, sie bräuchten nur ausreichend Kapital und schon würde ihre Idee ein durchschlagender Erfolg werden. Obwohl sich ohne ausreichend Finanzmittel wenig bewegt, dürfen die Marketingfragen keinesfalls ignoriert werden. Der genaue Finanzbedarf wird oft erst klar, wenn die Kommunikationswege und der Vertrieb geklärt wurden. Werbung im Internet ist beispielsweise viel günstiger als TV Spots zu schalten.
Tipp: Die Schritte zur Unternehmensgründung wurden von der österreichischen Wirtschaftskammer kompakt in diesem Video zusammengefasst.
In Zusammenhang mit der Finanzierung steht auch die Wahl der Rechtsform. Diesbezüglich stellen sich viele juristische Fragen. Aus rechtlicher Sicht muss jedoch noch mehr Beachtung finden.
Welche juristischen Fragen sind bei der Unternehmensgründung zu beachten?
- In dieser Hinsicht sind drei unterschiedliche Bereiche zu unterscheiden. Mit der Rechtsform können gewisse Anforderungen zusammenhängen. So ist bei einer GmbH beispielsweise eine doppelte Buchführung notwendig, die wiederum höhere Kosten verursacht.
- Im Sinne der Gewerbeordnung wird festgestellt ob ein Befähigungsnachweis notwendig ist oder ob die eigene Idee zu freien Gewerben gehört. Mehr Informationen dazu finden sich auf der Seite des österreichischen Gründerservice.
- Die dritte Thematik betrifft die Betriebsanlage. Sehr oft muss eine entsprechende Prüfung durch die Bezirkshauptmannschaft erfolgen. Dabei werden alle Anforderungen bezüglich Belüftung und Sicherheit abgeklärt. All diese Schritte gehören zu einer ordentlichen Betriebsgründung in Österreich.