Unsere gesamte Umgebung ist auf Konsum ausgerichtet. Wohin wir auch blicken, werden wir mit Werbung zugepflastert. Überall will man uns weismachen, dass wir die neue Smartwatch, die schicke Handtasche oder die neueste Videokonsole brauchen.
Doch in den Zeiten des übertriebenen Konsums, formiert sich langsam eine Gegenbewegung. Immer mehr Menschen wollen aus dem Konsumhamsterrad ausbrechen und das nicht nur um sich eine Menge Geld zu sparen.
„Cooperative Consumption“ lautet die moderne Definition von „leihen statt kaufen“ und die Bewegung macht sich in den unterschiedlichsten Bereichen bemerkbar.
Wie sieht dieser Trend aus?
Leihen statt Kaufen – Nachbarschaftshilfe
Die einfachste Version von „leihen statt kaufen“ findet man vor der eigenen Haustür. Unter Nachbarn wird verliehen anstatt zu versuchen sich gegenseitig mit den neuesten Errungenschaften zu übertrumpfen. Man teilt sich Rasenmäher, den PKW oder den DVD-Player. Laut Umfragen borgen mehr als 50 Prozent der Deutschen, ihren Nachbarn gelegentlich Dinge, vor 60 Jahren hat das nur jeder Fünfte getan.
Onlineportale – Trend oder Standard?
Nicht immer reicht der Weg zum Nachbarn um einen benötigten Gegenstand zu ergattern. Der Blick ins Internet wird sich hier lohnen. Leihen statt kaufen hat verschiedenste Geschäftsmodelle ins Leben gerufen. Unmengen an Portalen finden sich auf denen man leihen aber auch verleihen kann. Fahrrad, Zelt, Hammer, alles lässt sich finden. LifeThek zum Beispiel, funktioniert wie eine moderne Bibliothek für Dinge des täglichen Gebrauchs die jeder ausleihen kann. Ob Selbstabholung oder Versand, bleibt einem selbst überlassen. Nutzen kann man das Produkt so lange wie man möchte, bezahlt wird pro ausgeliehenem Tag. Versicherung und Reinigung sind dabei schon inkludiert.
Aber auch Portale wo man selten gebrauchte eigene Artikel verleihen kann finden sich zu Genüge. Hier könnte man schnell stutzig werden bei dem Gedanken, wie ich denn meinem Unbekannten gegenüber vertrauen kann, dass ich mein Produkt wohlbehalten wieder zurückbekomme. Doch das System ist meist gut durchdacht. Nutzer können gegenseitig bewertet werden und schwarze Schafe werden so schnell entlarvt.
Wer auf Nummer sicher gehen möchte kann sein Hab und Gut zusätzlich versichern lassen.
Designermode leihen statt kaufen
Bei dem Begriff Designermode werden nicht nur modebewusste Frauen hellhörig.
Man muss nicht Unmengen für ein Kleidungsstück ausgeben, das einmal getragen wird und im nächsten Jahr wieder aus der Mode ist. Schon um etwas über 100€ kann man ein begehrtes Designerteil für eine Zeit lang sein Eigen nennen. Nicht selten kosten Designerkleider im Laden das Zehnfache und mehr. Um das Outfit zu perfektionieren lässt sich die passende Designerhandtasche gleich mit ausleihen, nicht zu vergessen den passenden Schmuck. Auch das Ausleihen von Brautmode gehört beinahe schon zum guten Ton. So steht einem unvergesslichen Tag auch mit schmaler Geldbörse nichts mehr entgegen.
Der Laden nebenan
In großen Metropolen wie Berlin haben sich schon erste Ladengeschäfte ganz dem Thema „leihen statt kaufen“ verschrieben. Während das Konzept in Berlin schon länger bekannt ist wurde erst vor Kurzem der erste Laden in Wien eröffnet. Im sogenannten „Leila“ ist man für 36€ Mitgliedsbeitrag berechtigt, eigene Dinge zum Verleihen vorbei zu bringen oder unter dem breiten Sortiment für sich selbst fündig werden. Der Verein möchte durch den Laden nicht nur die Umwelt schonen, sondern auch den Zusammenhalt Untereinander stärken.
Fazit
Es wird immer Produkte geben die man selbst kaufen muss, jedoch macht sich eine ganz klare Gegenbewegung gegen den Konsumwahnsinn bemerkbar. Besitz allein macht nicht glücklich. Des Weiteren wird die Natur geschont, Ressourcen eingespart und unsere Müllberge wachsen langsamer.
Die größte Motivation den Trend „leihen statt kaufen“ mitzumachen wird für viele an der finanziellen Ersparnis liegen, doch auch der Zusammenhalt und Vertrauen untereinander lassen sich fördern. Wer dennoch kaufen möchte kann „leihen statt Kaufen“ dazu benutzen, sein Wunschobjekt nur auszuleihen um zu überprüfen ob man den Gegenstand wirklich benötigt, oder ob er doch nach wenigen Tagen schon entbehrlich wird.