Eine Privathaftpflicht ist in Österreich meist bei der Hausratsversicherung inkludiert. Deshalb denken nur ganz bestimmte Berufsgruppen über diese besondere Form der Haftpflicht nach. Ironischerweise arbeiten zwar viele dieser Dienstleister oft von ihrem Heimbüro aus, aber gerade dadurch lässt sich auch die wichtigste Abgrenzung zwischen privater und beruflicher Haftpflichtversicherung gut darstellen. Es geht nämlich um das Ausmaß des Schutzes, welches im privaten und im beruflichen Bereich jeweils notwendig ist.
Die wichtigsten Eigenschaften der Vermögensschadenhaftpflicht
Im Gegensatz zu den geläufigen Privathaftpflichtversicherung und ganz dem Namen entsprechend deckt dieses Versicherungsprodukt in erster Linie Vermögensschäden ab. Im privaten Bereich entstehen die größten Schadensersatzansprüche durch Personenschäden. Sachschäden belaufen sich im Privatleben meist nur auf wenige tausend Euro. Unternehmer können hingegen mehrere Millionen Euro an Sachschäden verursachen.
Eine normale Privathaftpflicht würde also über eine viel zu geringe Deckungssumme verfügen, um ausreichend Schutz im Berufsleben zu bieten. Wegen diesem großen Schadenspotential von gewissen Berufsgruppen ist die Vermögensschadenhaftpflichtversicherung teilweise sogar Pflicht. Außerdem sind die Vermögensschäden, die angerichtet wurden, nicht immer sofort ersichtlich und werden in manchen Fällen erst viel später festgestellt. Dies liegt oft in der Natur der Dienstleistungen. Wir haben nun durch den Vergleich mit dem privaten Versicherungsprodukt die vier wichtigsten Eigenschaften dieser Versicherung aufgeschlüsselt:
- Nur für Sachschäden und selten für Personenschäden
- Höhere Versicherungssummen
- Pflichtversicherung für manche Berufsgruppen
- Zeitverzögerte Haftungsansprüche werden abgedeckt
Hinweis: In seltenen Ausnahmen können auch Personenschäden in den Versicherungsschutz inkludiert sein. Dies ist vor allem im medizinischen Bereich notwendig.
Wer benötigt diese Versicherung?
Diese Versicherungsart ist vor allem unter Dienstleistungsunternehmen sehr verbreitet. Da es sich bei diesen Selbstständigen oft um Freiberufler oder kleine Unternehmen handelt, macht der Versicherungsschutz doppelt Sinn. Ein großer Konzern besitzt schließlich ganz ein anderes Potential um mit einer Schadensersatzforderung umzugehen als eine kleine Kanzlei mit 5 Mitarbeitern. Deshalb sind folgende Berufe gerne entsprechend versichert:
- Steuerberater
- Rechtsanwälte
- Notare
- Ärzte
- Vermögensberater
- Unternehmensberater
- Architekten
- Immobilientreuhänder
- Statiker
- Software-Entwickler
- Werbeagenturen
Wann kommt die Vermögensschadenhaftpflicht zum Einsatz?
Nachdem nun klar ist, wer diesen Versicherungsschutz nutzt, wollen wir nun einige Praxisbeispiele aufzeigen, in denen diese Art der Betriebshaftpflichtversicherung zum Einsatz kommt.
Kleiner Fehler – Große Folgen
Eine Werbeagentur mit 7 Mitarbeitern übernimmt eine Werbekampagne für einen großen Tiroler Tourismusverband. Dabei soll ein besonderes Angebot beworben werden. Wer in der Spätsaison ein Hotel bucht, der soll eine 2-Tages-Karte für den örtlichen Skilift kostenlos als Bonus erhalten. Durch einen Fehler wird in einer Anzeige in einer großen deutschen Zeitung jedoch von einem kostenlosen 6-Tages-Pass gesprochen. Die Kostendifferenz zwischen den beiden Skipässen beträgt 121 Euro je Stück. Da die Seilbahnbetreiber entweder die Kunden aufklären, den erweiterten Skipass ausgeben oder die Hotels zur Kasse beten müssen, entscheidet sich der Vorstand des Tourismusverbandes zu einer Klage. Die Schadenersatzforderung beläuft sich auf 500.000 Euro. Diese wären zwei Drittel des Jahresumsatz der Werbeagentur, wenn keine passende Vermögensschadenhaftpflichtversicherung vorhanden wäre, die direkt mit dem TVB einen viel günstigeren Vergleich aushandelt.
Vom Regen in die Traufe
Ein Sachverständiger für Immobilienbewertung kommt günstig an ein Grundstück, welches ursprünglich für eine Hotelkette bewertet wurde. Nun möchte sich der Sachverständige als Bauträger versuchen. Ein Wohnhaus mit 34 Einheiten wird errichtet. Die Objekte sind schnell verkauft, doch erst Monate später wird ein wesentlicher Baumangel an der zugehörigen Tiefgarage festgestellt. Nach einem stärkeren Schauer ist die Garage derart geflutet, dass mehrere Autos und Sachgüter in den angrenzenden Kellerabteilen beschädigt wurden. Schadenersatz wird von den Wohnungseigentümern gefordert. Glücklicherweise erkennt ein Experte das berufliche Versehen an und die Versicherungsgesellschaft kommt über die vorhandene Pflichtversicherung für den Schaden auf.
Später Rat ist teuer
Ein sehr bekannter Schadensfall in Verbindung mit der Vermögensschadenhaftpflicht läuft ungefähr folgendermaßen ab. Ein Unternehmensberater oder Anwalt wird mit einer bestimmten Aufgabe betraut. Diese wird zwar sorgfältig erledigt, aber während der detailreichen Bearbeitung wird eine wichtige Deadline zur Einreichung der Dokumente übersehen. Durch diese Verspätung entsteht dem Auftraggeber ein erheblicher Schaden, der wiederum beim Berater oder dem Anwalt eingeklagt wird. Ohne den passenden Versicherungsschutz kann solch ein kleines Versehen eine ganze Existenz bedrohen und genau dieses Risiko sollte immer in Zusammenhang mit der Vermögensschadenhaftpflichtversicherung erkannt werden.
Tipp: Die örtliche Wirtschaftskammer kann immer nützliche Tipps zum passenden Versicherungsschutz für die jeweilige Selbstständigkeit geben.
Weitere Informationen:
https://www.wko.at/vermoegensschadenhaftpflichtversicherung.html